Es gibt Studenten, die verbringen ihre Semesterferien damit, im Dschungel von Costa Rica oder Papua-Neuguinea bedrohte Tierarten zu retten. Diesen Sommer machte ich dasselbe, einfach mit einem deutlich kleineren Einsatz von Anti-Brumm und mit dem Komfort des Tech-Dok-Büros. Doch ganz von Beginn weg: Praktika in Abteilungen für Technische Dokumentation oder bei Technikkommunikations-Dienstleistern waren kaum ausgeschrieben. Ich wollte aber genau ein solches in den Semesterferien zwischen dem zweiten und dem dritten Studienjahr meines Bachelors in Angewandten Sprachen (Vertiefung Technikkommunikation) absolvieren. Also verfolgte ich primär die Strategie «Telefonieren, Blindbewerben, Herumfragen».
Von den verschiedenen Abteilungsleitern, Geschäftsführern und HR-Managern, die ich telefonisch erreichte, überzeugte mich niemand so sehr wie der Geschäftsführer der ZetaVision GmbH in Luzern, Markus Burri. Er reagierte erfrischend offen auf meine grundsätzliche Anfrage, sodass ich mich für ein zweieinhalb-monatiges Praktikum beim schweizerischen Technikkommunikations-Dienstleister entschied. Dieser beschäftigt zehn Mitarbeiter, was vielleicht mitverantwortlich ist für die lockere, familiäre Stimmung im Büro.
So kam es, dass ich für die besonders im Maschinenbau beheimatete Klientel der Firma oder aber intern, direkt für die ZetaVision GmbH, verschiedenste kleinere Aufgaben übernehmen konnte. Die Bandbreite dieser Aufgaben gefiel mir: von Migrationen von Dokumenten ins Redaktionssystem über die Bearbeitung von Grafiken bis hin zum Design von Flyern für ein Unternehmensanlass war einiges dabei. Es war verblüffend, auf wie viel einmal im Studium Erlerntes und manchmal fast wieder Vergessenes ich dabei stiess.
Parallel zu diesen Aufgaben durfte ich ein eigenes Projekt aufgleisen: Die Erstellung einer Beispiel-Betriebsanleitung für eine Mokka-Kanne. Was jetzt vielleicht etwas banal klingen mag, stellte sich als sehr viel zeitaufwändiger und spannender heraus, als ich dies ursprünglich angenommen hatte. Grafiken mit dem CAD-Modell exportieren, Pfeile vereinheitlichen, Positionsnummern setzen, recherchieren, Inhalte erfassen, strukturieren, Warnhinweise platzieren: Es braucht einiges, bis die verschiedenen Teile einer Betriebsanleitung zusammenpassen.
Bei all diesen Aufgaben war das Team jederzeit bereit, mir etwas Neues zu zeigen oder zu erklären. Sei es der Umgang mit den verschiedenen Software-Tools oder das alltägliche Business eines Dienstleistungs-Unternehmens ─ das Praktikum bot mir viele spannende Einblicke darin, wie die Technische Dokumentation fernab von der Schulbank aussehen kann.
Es bot mir auch eine unverhoffte Gelegenheit, etwas zum Tierschutz beizutragen: Als ich nämlich eine zuvor ins Redaktionssystem migrierte Wartungsanleitung durchprüfte, stiess ich auf folgende Handlungsanweisung: «Clean with a wet sloth», bei der ich das letzte Wort zu «cloth» korrigierte und so weltweit tausende Faultiere davor bewahrte, als Wartungsutensil missbraucht zu werden.
Tobias Meier, Technikredaktor-Praktikant in der ZetaVision